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Die Weltwirtschaft im Zeichen der Blockbildung: die Triade

Der Welthandel und die Verteilung der FDI und der transnationalen Unternehmen sind ein exklusiver Vorgang, der sich seit etwa 1960, als die USA mit etwa 40% des Weltsozialprodukts eine unangefochtene Spitzenstellung einnahm, in einer wachsenden Regionalisierung auf drei Großräume verteilt: Die USA und NAFTA als angegliederten Wirtschaftsraum, die EU und Japan als wirtschaftliche Führungsmacht der vier Tiger Hongkong, Singapur, Taiwan und Südkorea und einiger anderer Länder im wirtschaftlichen Aufholprozeß (HAUCHLER, MESSNER, NUSCHELER, 1997, S. 152). 60% des gesamten Weltexports an Gütern und Dienstleistungen entfallen auf neun Länder, namentlich die USA, Kanada, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande und Belgien. Betrachtet man den Anteil der Exporte an industriell gefertigten Gütern, so beträgt der Anteil der Triade 93% des Weltexports. Der Handel zwischen den Ökonomien der Triade beträgt knapp 75% des gesamten Welthandels. Westeuropa kann einen Anteil von 46% für sich verbuchen, während die USA den zweiten Platz an die südost- und ostasiatischen Ökonomien abtreten mußte, deren Anteil bei etwa 27% liegt. Dagegen bleibt den Entwicklungsländern ein stetig sinkender Anteil am Welthandel, der Mitte der neunziger Jahre etwa 15% betrug. Ein großer Teil des angesprochenen Handels ist intraregionaler Natur. Etwa drei Viertel des Außenhandels der Ökonomien Westeuropas bewegen sich innerhalb der gleichen Ländergruppe. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich im asiatischen Wirtschaftsraum ab, in der der Anteil des intraregionalen Handels inzwischen etwas mehr als 50% beträgt. Diese Integration des Handels wird vor allem von Japan und den emerging economies Taiwan, Hongkong und Singapur getragen. Auch die Handelsströme zwischen den einzelnen Triadenblöcken sind verflochten, wobei sie im Falle der asiatisch-pazifischen und nordamerikanischen Ströme, die den transatlantischen Handel, der in den siebziger Jahren dominierend war, verdrängen, am intensivsten ist und alleine etwa 10% des gesamten Welthandels ausmacht. Jeweils 40% der Gesamtexporte fließen in die jeweils andere Region. Der europäische Wirtschaftsraum zeigt stärkere Tendenzen zum Handel innerhalb der EU, da nur jeweils 16% in den nordamerikanischen bzw. asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum fließen (PETSCHOW, HÜBNER, DRÖGER, MEYERHOFF, 1998, S. 55ff.).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Direktinvestitionen. 75% der gesamten ausländischen Direktinvestitionen flossen in andere Triadeländer (vgl. auch Tab. 4, S. [*]), die Globalisierungsquote der FDI, d. h. der Quotient aus FDI und der Gesamtheit aller getätigten Investitionen in einem Land, ist mit etwa 7% für die USA, ca. 5% für Deutschland und nur 2% für Japan ausgesprochen niedrig. Lediglich Großbritannien nimmt mit hohen FDI-Qouten von über 10% seit 1980 und einem Maximum von nahezu 25% 1997 eine Sonderstellung ein (FREYTAG, MEIER, WEISS, 1998, S. 23).

Die räumliche Verteilung der FDI-Exporte in Nicht-Triade-Länder zeigt ein auffälliges Muster. Die Kernräume bilden durch Kapitalexport einen Cluster aus weniger entwickelten Ökonomien aus, in denen ein bestimmter Triadenraum bezüglich der FDI-Zuflüsse dominiert. Im Falle der USA sind das hauptsächlich die Länder Süd- und Mittelamerikas mit Ausnahme Brasiliens, Uruguays und Paraguays, was das aus der Politik bekannte Konzept des ,,amerikanischen Hinterhofs`` auf wirtschaftlicher Ebene fortführt. Die EU dominiert in Ost- und Südosteuropa sowie im afrikanischen Raum, während Japan der größte Investor in Südostasien ist, was sich im Konzept der ,,fliegenden Wildgänse`` manifestiert (PETSCHOW, HÜBNER, DRÖGER, MEYERHOFF, 1998, S. 63f.).

In einer Gegenüberstellung der Zielländer der FDI mit der Zahl der Weltbevölkerung zeigt sich die extreme Ungleichheit zwischen der Triade und dem ,,Rest der Welt``:  30% der Weltbevölkerung empfingen  84% aller Direktinvestitionen, oder, anders herum gesagt, zwei Drittel der Weltbevölkerung sind für ausländische Direktinvestitionen uninteressant (HIRST, THOMPSON, 1999, S. 73ff.). Das gleiche Ergebnis stellt man für den Welthandel fest, wenn man die Zahlen des Welthandels aus dem letzten Abschnitt gegeneinander aufrechnet. Dieses Szenario steigender ökonomischer Disparitäten im globalen Maßstab birgt für die Zukunft ein erhebliches Konfliktpotential.

Wenn, wie oben festgestellt, die FDI im Vergleich zu den übrigen Investitionen insbesondere in den entwickelten Volkswirtschaften vergleichsweise gering sind, so stellt sich die Frage, wo sich das Kapital der TNCs konzentriert und wie es um die Internationalisierung der Produktion der TNCs bestellt ist, die ja den größten Teil der Direktinvestitionen tätigen. Nach HIRST und THOMPSON befinden sich durchschnittlich drei Viertel des gebundenen Kapitals in den jeweiligen Heimatländern der TNCs (HIRST, THOMPSON, 1999, S. 80). Den Anteil ausländischer Tochtergesellschaften von TNCs am BIP über einen Zeitraum von 18 Jahren zeigt Tabelle 5.


Tabelle: Anteil des Sozialprodukts von ausländischen Tochtergesellschaften am BIP in % 1982, 1990 und 1994
(Quelle: HIRST, THOMPSON, 2000, S. 152
  1982 1990 1994
Welt 5,2 6,7 6,0
Entwickelte Welt 5,1 6,7 5,4
EU 5,7 8,6 7,7
Nordamerika 5,1 6,7 5,2
Entwicklungsländer 6,0 7,0 9,1
Lateinamerika 7,6 9,3 10,3
Asien 5,6 5,9 8,6
Südostasien 5,0 7,0 9,0
Mittel- und Osteuropa 0,1 1,1 2,3


Die Tabelle läßt erkennen, daß mit Ausnahme der Zahlen für die Entwicklungsländer und den asiatischen und südostasiatischen Raum, die einen Trend nach oben aufweisen, der BIP-Anteil sich im Falle der EU und Amerikas, die Heimat vieler TNCs sind, von einem Hoch in 1990 wieder verringert. Aus diesem Blickwinkel gesehen sollte man den Einfluß der FDI nicht überbewerten. Für die Nationalstaaten wiederum bedeutet das Verwurzeltsein der TNCs in ihren Heimatländern bzw. -regionen eine Gelegenheit zu einer effektiveren Regulation der Unternehmen.

Wie oben angedeutet, entwickeln sich in den drei Kernregionen der Triade überstaatliche Gebilde, die die Tripolarität der Weltökonomie zementieren. Die EU als am weitesten fortgeschrittenes supranationales Integrationsprojekt umfaßt einen Markt von ca. 475 Mio. Menschen und erwirtschaftet ein BIP von etwa 7,2 Billionen US-$ und hat im Gegensatz zu NAFTA und Japan mit Ostasien ein eigenständiges institutionelles System ausgebildet (mehr zur EU in Abschnitt 6 ab S. [*]). Die NAFTA wurde als wirtschaftliches Gegengewicht zur EU formal im März 1994 gegründet, de facto existierte ein Handelsblock unter der Führung der USA schon ab Mitte der siebziger Jahre. Die Einigung mit Kanada brachte keine großen Probleme, erst als Mexiko den Antrag stellte in die Freihandelszone aufgenommen zu werden, kam es zu Protesten des amerikanischen Mittelstands und der Gewerkschaften aus Furcht vor der Billigkonkurrenz. Die NAFTA umfaßt etwa 370 Millionen Menschen und erwirtschaftet ein BIP von etwa 6,5 Billionen US-$ (NUHN, 1997, S. 139f.). Allerdings handelt es sich bei der NAFTA nur um ein Handelsabkommen, das z. B. keine Öffnung der Arbeitsmärkte oder gar eine Währungsunion vorsieht, obwohl der Dollar die den Raum dominierende Währung ist. Bis 2005 soll die NAFTA zur FTAA (Free Trade Area of the Americas), einer Freihandelszone, die die beiden amerikanischen Kontinente umfaßt, erweitert werden.

Im Falle Asiens verläuft die Integration ebenfalls nicht so sehr auf politischer, sondern auf einer nahezu rein wirtschaftlichen Ebene. Japan als die bestimmende Macht in diesem Raum hält sich seit dem Zweiten Weltkrieg traditionell zurück, um das Gespenst einer ,,großasiatischen Wohlstandssphäre``, die die Japaner mit Waffengewalt erzwingen wollten, nicht wieder aufleben zu lassen, da die übrigen ost- und südostasiatischen Länder gegenüber japanischen Führungsansprüchen aufgrund der Erfahrungen aus der Kolonial- bzw. Okkupationszeit ausgesprochen empfindlich sind. Trotzdem ist die wirtschaftliche Führungsmacht in Asien Japan, das als Zentrum des intraregionalen Handels und als Hauptexporteur von FDI nach China und Südostasien der Mittelpunkt des Modells der flying geese darstellt. Neben einer Reihe von weniger bedeutenden Zusammenschlüssen existieren ASEAN (Association of South East Asian Nations), die mit Unterstützung der USA von sechs Staaten Südostasiens in einer Hochphase des Kalten Krieges gegründet wurde, und APEC (Asian Pacific Economic Cooperation), die 1993 geschaffen wurde und der die Mehrzahl der ostasiatischen Länder wie auch Kanada, Mexiko und die USA angehören. Sie hat das ehrgeizige Ziel, bis 2020 eine gemeinsame Freihandelszone mit ungehinderten Investitionsströmen zu schaffen. Eine tiefere politische Integration ist aufgrund der Heterogenität der betroffenen Völker eher unwahrscheinlich.


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Thomas Korber 2001-09-06