Wie bereits angesprochen wurde, wird der größte Teil der FDI von den transnational corporations (TNCs) getätigt. Obwohl es schon vor dem Zweiten Weltkrieg transnationale Unternehmen gab, hat deren Internationalisierung erst nach dem Krieg an Fahrt aufgenommen. 1950 hatten erst drei der 315 größten TNCs ausgelagerte Produktionsstätten in mehr als zwanzig Ländern. Diese Zahl war bis 1975 auf mehr als 44 gestiegen. Ebenso erhöhte sich die Zahl derjenigen TNCs, die Produktionsstätten in mindestens sechs Ländern hatten, von 29% im Jahr 1950 auf 60% 1970. Seitdem ist vor allem die Zahl der kleinen und mittleren transnationalen Unternehmen mit Geschäftsbereichen im Ausland stark angestiegen. Dennoch ist die Anzahl der wirklich global operierenden TNCs im Vergleich zu solchen, die vorwiegend regional tätig sind, vergleichsweise gering (DICKEN, 1992, S. 50f.).
Heute werden ca. 53000 Unternehmen weltweit als TNCs bezeichnet, die über etwa 450000 Filialen im Ausland verfügen (SMEETS, 2000, S. 10). Insgesamt erwirtschafteten die TNCs im Jahre 1992 einen Umsatz von etwa 2 Billionen US-$, wobei das Volumen der Subkontrakte, Konzessionen und Produktionslizenzen von ca. 7 Billionen US-$ nicht eingerechnet ist. Die TNCs beschäftigen etwa 73 Millionen Menschen, wobei etwa zwei Fünftel in den ausländischen Filialen arbeiten und drei Fünftel ihren Arbeitsplatz in den Mutterunternehmen haben. Die Muttersitze der TNCs befinden sich in ihrer überwiegenden Mehrheit in den OECD-Ländern, von den TNCs, die ihren Hauptsitz in Nicht-OECD-Staaten haben, stammen drei Fünftel aus dem ost- und südostasiatischen Raum (PETSCHOW, HÜBNER, DRÖGER, MEYERHOFF, 1998, S. 52).
Die national champions der fordistisch geprägten Nachkriegsjahrzehnte wurden von den Staaten dabei unterstützt, Großunternehmen zu bilden, teilweise bauten die Länder staatliche Großkonzerne auf. Die Staaten tolerierten die Bildung von Oligopolen, und glichen durch Ausgaben zu Lasten des Staatshaushalts Schwankungen im wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen aus. Durch infrastrukturelle Maßnahmen und Änderungen im Erziehungssystem, durch gezielte Staatsaufträge, Maßnahmen zur Förderung des Massenkonsums und der Vertretung der politischen und wirtschaftliche Interessen der Großkonzerne wurde das Wachstum der national champions gefördert. Im Gegenzug profitierten die Staaten von den Steuereinnahmen und der Loyalität der Wirtschaftskapitäne und einer wachsenden Mittelschicht, wodurch der soziale Frieden des fordistischen Systems in beträchtlichem Maße gesichert wurde. Diese Strukturen wurden in den siebziger Jahren aufgebrochen, als die Unternehmen begannen, auf Kosten der heimischen Arbeitsplätze ihre Aktivitäten, vor allem im Bereich der Massenproduktion, in Länder mit geringeren Lohnkosten auszudehnen. Die Liberalisierung der Finanzmärkte ermöglichte es ausländischen Investoren, über die internationalen Börsen Einfluß auf die Unternehmensleitungen zu erhalten, so daß heute die Internationalisierung und Rationalisierung der Betriebe zur Profitmaximierung stärker vorangetrieben wird (STEINBACH, 1999, S. 62f.).
Zwei Thesen stehen sich bezüglich der Internationalisierungsstrategie von transnationalen Unternehmen gegenüber. Die Vertreter der Globalisierungsthese gehen von einer weltweiten Homogenisierung der Märkte für Investitions- und Konsumgüter aus. Dadurch eröffnen sich neue Chancen zu Standardisierung der Produkte und des Marketings. Die resultierende Zentralisierung der Entscheidungen ermöglicht Kostenvorteile durch Skalenerträge und Synergieeffekte, die an die Produktabnehmer weitergegeben werden können, was den Absatz weiter beschleunigt (MACHARZINA, 1996, S. 202). Dem gegenüber steht die These der Lokalisierung der Unternehmenstätigkeit. Sie besagt, daß aufgrund der Verschiedenartigkeit der Interessen, der Kulturen und der Wertvorstellungen der Gastländer und damit der Nachfrager die Auslandsniederlassungen eines Unternehmens sich national anpassen müssen. Der Mix aus Globalisierungsvorteilen und Lokalisierungsnotwendigkeiten bestimmt eine der vier Idealstrategien der Internationalisierung:
Das Eklektische Paradigma von John H. DUNNING ist ein Versuch, verschiedene Stränge der unternehmerischen Tätigkeit, namentlich der Standorttheorie, der Handelstheorie, Organisationstheorie und der Theorie der Firma, in einem Modell zu vereinen. Eine Firma wird nur dann Direktinvestitionen tätigen, wenn sie (i) einen spezifischen Wettbewerbsvorteil gegenüber einer Firma eines bestimmten Landes hat, (ii) dieser Vorteil am besten innerhalb der eigenen Firma und nicht in einer des Gastlandes ausgenutzt werden kann und (iii) die Bedingungen des Auslandsstandortes profitabler sind als diejenigen eines inländischen Standortes. Sind die wirtschaftlicheren Standortbedingungen (iii) nicht gegeben, so wird eine Firma auf Direktinvestitionen verzichten und auf eine Exportstrategie zurückgreifen. Falls (ii) nicht zutrifft, fällt die Strategieentscheidung zugunsten einer Lizenzvergabe aus. Ist Bedingung (i) ebenfalls nicht erfüllt, so wird eine Firma generell auf Internationalisierungsstrategien verzichten (vgl. Abb. 8, S. ). DUNNINGS Modell hat den Vorteil, daß Firmen nicht mehr als black boxes betrachtet werden, wie dies bei einer ausschließlichen Verknüpfung der Außenwirtschafts- und der Standorttheorie auf Makroebene der Fall wäre, was einen reinen top-town-Ansatz darstellen würde. Durch die Integration von mikroökonomischen Variablen wie Unternehmensstrategien und Transaktionskosten fließen ebenso bottom-up-Elemente mit ein (DICKEN, 1992, S. 126ff.; HAAS, WERNECK, 1998, S. 516ff.).
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