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Die neoklassische Theorie

Die traditionelle Neoklassik hat ihre Ursprünge in der klassischen Nationalökonomie, deren herausragende Vertreter SMITH und RICARDO waren, die sich ihrerseits auf den Liberalismus zurückverfolgen lassen. Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen der Klassik und Neoklassik besteht in der Werttheorie. Während nach der klassischen Auffassung der Wert eines Produktes durch die Arbeitsmenge, also von der Anbieterseite her determiniert ist, wird nach der Neoklassik der Produktwert durch das nachfragende Wirtschaftssubjekt bestimmt. Das neoklassische Gleichgewicht basiert auf den Grundprinzipien der Gewinn-, Nutzen- und Einkommensmaximierung. Auf vollkommenen Märkten kann eine freie Lohn- und Preisbildung stattfinden, bei eventuellen Abweichungen vom wirtschaftlichen Gleichgewicht wird dieses durch den Markt wiederhergestellt. Das Arbeitsmarktmodell beruht auf einigen Grundannahmen:

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Der Wettbewerb und der Marktzugang sind unbeschränkt, es gibt eine Vielzahl von Anbietern von und Nachfragern nach Arbeit.
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Alle Anbieter eines Arbeitsmarktes sind homogen, d. h. austauschbar und gleich produktiv.
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Es besteht vollkommene Transparenz bezüglich der Information über den augenblicklichen und zukünftigen Zustand des Marktes.
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Die Arbeitskraftanbieter sind zu vollkommener Mobilität (sektoral, regional, beruflich) fähig und willens.
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Ungleichgewichte von Angebot und Nachfrage schlagen sich im Arbeitsmarkt nieder.

Durch den Ausgleich von Angebot und Nachfrage, d. h. zwischen Arbeit und Reallohn, herrscht theoretisch Vollbeschäftigung, es gibt nur freiwillige Arbeitslosigkeit. Die Einkommen der Beschäftigen und die Unternehmer schaffen die Nachfrage für die produzierten Güter (Say'sches Theorem). Ebenso wie sich Arbeitskräfteangebot und -nachfrage den Reallohn bestimmen, legen Angebot und Nachfrage nach den Gütern den Preis fest, wobei die Geldmenge nur das Preisniveau, nicht aber die relativen Preise bestimmt, weshalb der Staat sich mit Eingriffen in den Prozeß der Wirtschaft zurückhalten sollte.

Neuere Ansätze der Neoklassik sehen den Faktor ,,Information`` nicht als für alle gleich zugänglich, sondern als ein Gut, das Kosten verursacht, an. Die aus der unvollkommenen Information resultierende Unsicherheit erzeugt lediglich Erwartungen hinsichtlich der Marktmöglichkeiten und aufgrund der fehlenden Objektivität ein Ungleichgewicht auf den Märkten. Weiterhin gibt es für die moderne Neoklassik keine freiwillig Arbeitslosen, sondern eine ,,natürliche Rate der Arbeitslosigkeit`` (HARDES, RAHMEYER, SCHMID, 1986, S. 110), die vom Staat durch fiskalische Maßnahmen nur schlecht bekämpft werden kann (HARDES, RAHMEYER, SCHMID, 1986, S. 97ff.)

Nach der auf der Klassik- bzw. Neoklassik aufbauenden traditionellen Handelstheorie, deren bekanntester Ansatz das Heckscher-Ohlin-Theorem ist (KAPPEL, 1995, S. 90), sind die Länder mit unterschiedlichen Produktionsfaktoren ausgestattet, die der Handel in Form von komparativen Kostenvorteilen ausnutzt. Nationen spezialisieren sich im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung auf Produkte, bei deren Herstellung sie komparative Kostenvorteile haben. Durch den internationalen Freihandel können sich die Faktorkosten für Arbeit und Kapital ausgleichen und sich die Ressourcen der einzelnen Länder gegenseitig ergänzen. Die Skalenerträge sind konstant (d. h. ein höherer Input führt zu einer entsprechenden Erhöhung des Outputs), auf den Märkten herrscht vollständige Konkurrenz und Transportkosten werden nicht berücksichtigt (PETSCHOW, HÜBNER, DRÖGE, MEYERHOFF, 1998, S. 166f.) Kommen zur vollständigen Konkurrenz auf den Märkten noch gleiche Investitionsraten und der gleiche Zugang zum technologischen Wissen für jede Volkswirtschaft hinzu, wird nach der neoklassischen Konvergenzhypothese das Wachstum der Wirtschaft nur durch das Bevölkerungswachstum und den Fortschritt der Technologie determiniert, wobei relativ unterentwickelte Länder gegenüber den relativ hochentwickelten Ländern aufholen. Absolute Konvergenz kann aber nur dann auftreten, wenn die strukturellen Bedingungen zweier Länder ähnlich sind (DUNFORD, SMITH, 2000, S. 171).


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Thomas Korber 2001-09-06