next up previous contents
Nächste Seite: Globalisierung ein Aufwärts: globalisierung Vorherige Seite: Inhalt   Inhalt

Einleitende Bemerkungen

Globalisierung ist ein Prozeß, der sich in einer allgemeinen Definition sowohl durch eine zunehmende Internationalisierung und Interdependenz der beteiligten Akteure, als auch durch ein Schrumpfen der Entfernungen im globalen Maßstab auszeichnet. Doch schließen diese Akteure nicht nur Regierungen, supranationale Organisationen wie die EU, NAFTA oder die Non-Governmental Organisations (NGOs), z. B. den Internationalen Währungsfonds und die transnationalen Unternehmen mit ein, im weitesten Sinne betrifft Globalisierung vor allem die Menschen selbst, sei es nun als Mitarbeiter in einem Unternehmen, das international tätig ist, oder als einfacher Kleinaktionär. Dieser Prozeß ist dabei, in die unmittelbare Lebenssituation der Menschen einzudringen, sei es nun durch die zunehmende An- und Einbindung der Menschen in das boomende Internet, die sich rapide ändernde Ausbildung in den Schulen, der Verlust des Arbeitsplatzes durch Rationalisierungsmaßnahmen im Gefolge einer Fusion des Arbeitgebers zur Stärkung seiner Marktposition.

Damit einher geht eine zunehmende Skepsis, ja Globalisierungsfeindlichkeit, was nur zu verständlich ist angesichts der im Frühjahr 2001 immer wiederkehrenden Meldungen von der Stagnation der Konjunktur in den USA, der drohenden Wirtschaftskrise in Japan oder vor nicht allzu langer Zeit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise in Südostasien, die einen spürbaren Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und der EU haben bzw. hatten. Genährt werden diese Ängste durch pessimistische Schriften wie ,,The McDonaldization of Society -- An Investigation into the Changing Character of Contemporary Social Life`` von George Ritzer[*] der das Bild einer vereinheitlichten Weltkultur unter der Regie von wenigen global operierenden Unternehmen mit am deutlichsten an die Wand malte.

Die vorliegende Arbeit wird diese Globalisierungsängste nur am Rande behandeln. Vielmehr wird sich das Hauptaugenmerk auf die ökonomischen Aspekte des buzz-words ,,Globalisierung`` richten. Der erste Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert und versucht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Globalisierungsprozesse zwischen der Hochphase des Imperialismus und dem Beginn des 21. Jahrhunderts zu ermitteln. Dabei wird unter anderem auf die Geldpolitik und Wirtschaftspolitik der Nationalstaaten eingegangen, die im Laufe der Jahrzehnte einem starken Wandel unterworfen waren.

Der zweite Abschnitt wird das Phänomen ,,Globalisierung`` aus wirtschaftstheoretischer Sicht beleuchten. Dabei werden neben zwei schon länger zur Diskussion stehenden Ansätzen, der neoklassischen Theorie und den aus der Regulationstheorie entspringenden Konzepten des Fordismus und Neo- bzw. Post-Fordismus auch zwei aktuelle Theorien behandelt, namentlich die neue Außenhandelstheorie, die auf Arbeiten des MIT-Ökonomen Paul Krugman beruht, und die New Economic Geography, die den Ansatz Krugmans fortführt.

Daran anschließend wird mit Hilfe empirischer Daten der Versuch unternommen, einen Merkmalskatalog zu erstellen, um das weitläufige Thema der Globalisierung auf die Kernpunkte einzugrenzen. Dabei werden neben ökonomischen Faktoren wie dem Kapitalverkehr, der Rolle die Foreign Direct Investments und der transnationalen Unternehmen auch Regionalisierungstrends im globalen Maßstab behandelt, namentlich die Herausbildung von großen, kontinentalen Handelsblöcken, im besonderen die Herausbildung der Triade, den drei Polen der Weltwirtschaft, bestehend aus NAFTA, EU und Japan mit seinen Satellitenstaaten.

Im nächsten Abschnitt werden soziologische Gesichtspunkte der Globalisierung angesprochen. Neben der wachsenden Bedeutung einer kleinen Anzahl von ,,global cities`` mit ihren Auswirkungen auf das Sozialgefüge in den Städten werden die aktuellen Migrationsströme behandelt. Ein Unterkapitel widmet sich der Institution Staat, über welcher in der einschlägigen Literatur eine heftige Diskussion darüber entbrannt ist, ob und inwieweit der Nationalstaat durch die Globalisierungsprozesse, die er zum Teil selber angestoßen hat, an Macht und Einflußmöglichkeiten verliert.

Der letzte Abschnitt widmet sich der EU als einem der großen Wirtschaftsblöcke der Erde, der anderen Staatenbünden in vielerlei Hinsicht als Vorbild bzw. Anschauungsobjekt dient, da die EU die supranationale Vereinigung mit dem höchsten Integrationsgrad ist. Innerhalb der EU ist ein zunehmender Trend zur Verlagerung staatlicher Kompetenzen hin zu subnationalen Körperschaften, den Regionen, zu erkennen. Dieser wird zu Anfang des Kapitels untersucht. Von der insgesamt positiven wirtschaftlichen Entwicklung der EU profitieren längst nicht alle Regionen im gleichen Ausmaß; vielmehr gibt es ein deutliches Gefälle zwischen Zentrum und Peripherie. Diese Disparitäten werden in einem eigenen Unterkapitel abgehandelt, die im Hinblick auf die anstehende Einführung des Euro als gemeinschaftliche Währung und der Erweiterung der EU um einige osteuropäische Staaten nicht schrumpfen werden, sondern die bestehenden noch weiter verstärken werden.


next up previous contents
Nächste Seite: Globalisierung ein Aufwärts: globalisierung Vorherige Seite: Inhalt   Inhalt
Thomas Korber 2001-09-06